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Schon im November 2005 gaben sich die spanischen Blogger auf der Evento Blog España ein Manifest. Bei Dreibein habe ich nun die deutsche Übersetzung davon entdeckt.

Manifest

Der Blogger als Bürger

  1. Wenn Gutenberg heute auferstehen würde, dann würde er eine Software für Blogs schreiben.
  2. Blogs verändern die Kommunikation in der Welt. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Der Bürger ist nicht mehr nur ein Empfänger, sondern hat die Macht seine eigene Meinung zu verbreiten, falls er es wünscht.
  3. Menschen haben die Möglichkeit und das Bedürfnis, andere zu informieren. Das Monopol der unidirektionalen (einseitigen) Medienanbieter ist beendet.
  4. Weblogs werden nicht die traditionellen Medien ersetzen, aber sie zwingen diese zum Wandel.
  5. Die Gesellschaft erkennt langsam aber stetig die Relevanz von Weblogs. Die Bürger begreifen ihre Macht, nehmen sie an, und gebrauchen sie.
  6. Schreibe worüber du willst,: über dein Leben oder über die Welt. Alles ist nützlich, nichts verhindert deine Existenz im Internet; aber nur derjenige den es interessiert, wird dich lesen.
  7. Sei neugierig. Breche mit kritiklos akzeptierten Wahrheiten, zweifle an allem, füge Informationen neu zusammen, um die Realität von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Es gibt keine absolute Blogger-Wahrheit.
  8. Bewahre deine Anonymität, wenn du es für notwendig erachtest, um staatliche oder soziale Zensur zu vermeiden.
  9. Bewahre und fördere deine virtuelle Identität, auch wenn sie keinen Bezug zu deiner “realen” Identität hat.
  10. Sei aufrichtig, wenn du bloggst. Respektiere die geltenden Gesetze (auch wenn du sie kritisieren magst) und entwickle deine eigene Ethik die diesen Rahmen beachtet.
  11. Blogger ziehen den freien und kostenlosen Austausch von Wissen vor.
  12. Schließe dich Netzwerken an, aber lass es nicht zu, dass sie dich in ein überflüssiges „Rädchen“ verwandeln. Deine Kraft, und die aller, liegt in der Bündelung von Kräften vieler Individuen. Trete intensiv in Kontakt mit dem Rest der Netz-Gemeinschaft, aber aus freien Stücken.
  13. Blogger integrieren sich in Netze und pflegen sie. Respektiere die Meinungsfreiheit, die Privatsphäre und den Lebenswandel jedes einzelnen. Widersetze dich jedem Angriff gegen den freien Austausch von Wissen und persönlichen Gefühlen.
  14. Blogger sind frei. Durch ihre eigenen oder andere Blogs drücken sie frei ihre Meinung aus. Sie respektieren sowohl die Meinung derjenigen, die in ihren Blogs kommentieren, wie auch die Meinung der Blogger die sie auf deren Seiten kommentieren.
  15. Sei ein Blogger – auch über das Internet hinaus. Beschränke dich nicht nur auf ein Gebiet.
  16. Lass deine Ideen und Gedanken nicht in deinem Hirn versauern, und dir die Zunge verknebeln, äußere sie schreibend.
  17. Gib deine Ideen, Vorschläge und Meinungen weiter, höre, schreibe und kommentiere über die anderen. Unter uns allen stricken wir an einem gemeinsamen Wissen mit vielerlei Möglichkeiten – ein jeder ziehe seinen eigenen Nutzen daraus.
  18. Die Ideen, die du durch dein Blog vermittelst, sind wichtiger als das Konzept deines Blogs.
  19. Sei berechenbar. Setzte den gesunden Menschenverstand ein, ethische Maßstäbe und den Respekt. Sag einer Person nicht Dinge, die du ihr nicht sagen würdest, wenn sie vor dir stünde.
  20. Akzeptiere Kritik, um ein besserer Bürger, Mensch oder Blogger zu werden. Alle drei Bereiche sollten miteinander den Zusammenhang bewahren. Eher fällt ein Aufschneider als ein Lahmer zu Boden [Anm. Ü.: span. Sprichwort]. Eher fliegt ein Blogger auf, der Unwahres schreibt, als einer, der gar kein Blog besitzt.
  21. Verlinke, Verlinke, Verlinke.
  22. Meinungen sind zu respektieren, Daten auch. Leichtsinnigkeit ist nicht gut. Überdenke was du sagst und habe das Pflichtgefühl, dich für deine Äußerungen verantwortlich zu fühlen.
  23. Informationen werden durch die Kommentare bereichert. Deine Leser haben ein Recht, deine Ideen zu überdenken und zu beantworten. Lege immer deine Quellen offen.

Der Blogger in der Blogosphäre

  1. Die Blogosphäre ist ein lebender Organismus, ein biologisches Netz, das in seiner Art keine Grenzen hat, oder haben wird. Die Blogosphäre wird durch Gemeinschaften gebildet, die mit der Zeit immer vielfältiger werden.
  2. Weblogs bilden Gemeinschaften, die das demokratische Grundverständnis der Zivilgesellschaft stärken, besonders dann, wenn Blogger ihre Eigenständigkeit bewahren, sich nicht Hierarchien unterwerfen, und nur die Leistungen von denjenigen anerkennen, die aus ihrer Sicht die Angemessenheit wahren.
  3. Die Blogosphäre ist der Rahmen, in dem sich derzeit der größte Wandel des Internet vollzieht, und den man gemeinhin Web 2.0 nennt.
  4. Der Dialog ist die wichtigste Element innerhalb dieses Rahmens. Ohne dieses Grundelement hat weder die Blogosphäre noch das Web einen Sinn.
  5. Schaffe Gemeinschaften. Erweitere die Idee des Blogs und der Blogosphäre. Schaffe Minderheiten ohne Mehrheitsanspruch, die aber doch repräsentativer sind. Verlinke und vergrößere die Blogosphäre.
  6. Setze dich für eine horizontale Blogosphäre ein. In der Blogosphäre steht keiner über dem Anderen. Fühle dich frei, dich mit „den Mächtigen“ zu unterhalten, fühle dich glücklich, mit den Neuen reden zu dürfen: Die ganze Welt hört dir zu. Die ganze Welt redet mit dir.

Die Organisationen, der Handel und die Blogs

  1. Einzelne Menschen, Unternehmen und gesellschaftliche Gruppen haben nun ein Instrument in der Hand, das ihnen erlaubt wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden.
  2. Es liegt nun in der Verantwortung dieser Akteure sich zu öffnen und ihr Wissen, ihre Gefühle und ihre Werte zu vermitteln.
  3. Die Möglichkeit Aufmerksamkeit zu erlangen, hängt nicht ausschließlich vom Geld ab. Um ein effizientes Weblog wird sich früher oder später eine Gemeinschaft von Lesern bilden. Nicht mehr und nicht weniger.
  4. Die Essenz eines Blogs ist die Kreation von Wissen anhand der Bündelung von verstreutem Wissen unter Zuhilfenahme einer persönlichen Sicht, die als Bindeglied dient.
  5. Fühle dich frei, keine Werbung in deinem Blog zu haben, oder setze sie ein, wenn du Geld verdienen willst und kannst. Beide Optionen sind in Ordnung, solange sie offen und transparent gehandhabt werden. Es ist nicht so wichtig was du machst, sondern wie du es machst.
  6. Geld verdienen ist kein vorrangiges Ziel, sondern eine kolaterale Konsequenz aus der Arbeit eines leidenschaftlichen Bloggers. Geld muss nicht notwendigerweise dem Konzept des Eigentums verbunden sein. Blogger bevorzugen den freien und offenen Zugang zu Gütern.
  7. Institutionen und Unternehmen beginnen sowohl die Gefahren wie auch die Möglichkeiten von Weblogs zu erkennen. Und das sowohl von eigenen wie auch fremden, internen oder externen Blogs. Erwarte eine starke Entwicklung auf diesem Gebiet.
  8. Unternehmen, Politik und Erziehung müssen sich der Blogosphäre weiter öffnen. Nach mehreren Jahren ihrer Existenz haben sie immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt.
  9. Lausche den Meinungen, die in der Blogosphäre entstehen. Manchmal reden sie von deiner Organisation und von deinen Produkten. Unterschätze sie nicht. Versuche nicht, sie zum Schweigen zu bringen: Lerne von ihnen.
  10. Viele Bürger, die sich an dich wenden oder deine Dienste in Anspruch nehmen, können ihre kritische Stimme an Tausende von anderen Menschen richten.
  11. Wenn dein Produkt gut ist, wird es die Blogosphäre noch besser machen. Die direkte Empfehlung des Verbrauchers ist glaubwürdig und ausschlaggebend.
  12. Geschäfte machen in der Blogosphäre hat seine eigenen Regeln. Kommuniziere, beachte und unterwerfe dich dem Urteil der Menschen, die dich im Netz entdecken.
  13. Handel und Politik werden durch den Dialog in Weblogs viel besser die Meinungen und Forderungen ihrer Zielgruppen erkennen. Es ist die neue Form, die Kenntnisse der Gesellschaft zu nutzen um die eigenen Stärken hervorheben zu können.
  14. Es ist egal, welche Technologie oder Software du benutzt, solange sie dir das Leben und die Publikation eines Blogs erleichtert.

Epilog

  1. Habe Spaß!
  2. Es sagten schon die Beatles: „All you need is a Blog“.